Neuerdings wird in den ersten Regionen „same day“ angeboten, was bei genauer Betrachtung eine unglaubliche Herausforderung an die logistischen, wie auch die IT-Prozesse dahinter darstellt.
Logistisch muss Ware innerhalb von 2-5 Stunden kommissioniert, verpackt und zum Endkunden transportiert werden. Je nach Region und Lage des Lagers wird hier der deutliche größere Teil der Zeit für den Transport benötigt, da entweder mit Staus (PKW) oder niedrigen Geschwindigkeiten (Fahrrad) gerechnet werden muss.
Informationstechnisch birgt das die Herausforderung, das Bestände in vielen verteilten Lokationen verwaltet und gegen den Webshop publiziert werden müssen. Wegen der Transportzeiten und dem schmalen Zeithaushalt muss die Ware „in der Stadt“ sein, kann also nicht aus wenigen zentralen oder regionalen Standorten verteilt werden. Diese vielen Standorte, die auch noch nah an den Ballungszentren sein müssen, publizieren die Bestände an den zentralen Webshop.
Kostenseitig sind hier die Logistik-Anteile an den Gesamtkosten sehr hoch, da eine Zusammenfassung von Aufträgen durch die zeitliche und regionale Verteilung fast nicht möglich ist. Es wird also für jeden Auftrag einzeln kommissioniert und ausgeliefert. Für eine Optimierung bedarf es einer gewissen Masse an Aufträgen, die insbesondere Einsteiger in dieses Liefermodell nicht haben, wegen der zeitlichen Verteilung der Bestellungen, den engen Auslieferfenstern und der Verteilung über viele Lagerstandorte.
Schlägt das Pendel nun also in die Richtung „lokale Läger“, statt wie bisher oft propagiert, dem Trend zum Zentrallager?
Wohl dem, der viele Liegenschaften hat, oder auch einfach, viele Filialen in den Innenstädten oder drum herum. Wenn man davon ausgeht, dass die „same day“ Bestellung nicht viele Artikel und geringe Mengen hat, eventuell sogar nur ein Produkt beinhaltet, könnte man die Bestellung aus den Filialen versenden, mit einem lokalen (Fahrrad-) Kurier oder Paketdienst. Das wiederum bedeutet aber, dass ein System, das mit dem Webshop für die Aussage zur Lieferfähigkeit verbunden ist, die Bestände (und zwar genau) aus allen Verkaufsstellen kennt. In der Filiale muss es nun ein Prozess für die schnellen Entnahmen und die Verpackung / den Versand geben.
Was aber nun, wenn es nicht alle Artikel einer Bestellung in einer Filiale gibt? Mehrere Pakete von verschiedenen Punkten schicken, Querverkehre machen? Hierfür bedarf es einer Bewertung, availability-to-promise (ATP) genannt, die optimaler Weise ein Softwaresystem übernimmt. Eine Bewertung durch einen Sachbearbeiter wäre teuer, zeitkritisch und fehleranfällig.