Die Zeiten, in denen der Roboter als Konkurrenz zum Menschen gesehen wurde, sind längst vorbei. Unsere „autonomen Kollegen“ unterstützen uns bei sich wiederholenden Arbeiten und können einen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten.
Die Einsatzgebiete von AMRs sind vielfältig. Klassisch wurden Automated Guided Vehicles (AGV) für den autonomen Transport von Waren eingesetzt. Im Gegensatz zu den AGV benötigen AMR jedoch keine Markierungen oder vorgeplante Infrastruktur.
AMRs bewegen sich selbständig, erkennen Hindernisse, finden den optimalen Weg und sind somit flexibel im Einsatz. Neben dem reinen Warentransport können AMR auch bei der Ausführung von Kommissionier-, Einlagerungs- und Bereitstellungsprozessen im Lager unterstützen.
Prozessintegration in SAP EWM
Für eine bestmögliche Einbettung von AMR in die logistischen Prozesse eines Unternehmens ist eine optimale Integration in das übergeordnete SAP EWM (Extended Warehouse Management) unabdingbar. Bei der Definition der Prozesse spielt die Aufgabenteilung zwischen den AMR und SAP EWM eine wesentliche Rolle.
Für einen Mann-zur-Ware-Kommissionierprozess mit einem AMR als Cobot, der für eine Multi-Order-Kommissionierung mehrere Auftragsbehälter transportiert, kann eine Lösung sein, komplette Lageraufträge (Kommissionieraufträge) in SAP EWM vorzuplanen und an einen AMR zu übergeben. Der AMR kann den kompletten Kommissionierprozess autonom ausführen. Für die Vermeidung von Stausituationen in den Kommissioniergängen sind in diesem Szenario die AMR selbst verantwortlich.
Alternativ kann ein solcher Prozess auch unter der Prozesshoheit von SAP EWM abgebildet werden. Die AMR sind in diesem Szenario für den Transport der Auftragsbehälter zuständig und der Kommissionierprozess wird online in SAP EWM ausgeführt. Die Vorteile hierfür sind, dass alle Prozessschritte online verbucht werden, auf Ausnahmen, wie z.B. Bestandsdifferenzen, sofort reagiert werden kann und die Prozesse in SAP EWM an neuen Anforderungen angepasst werden können.
SAP Warehouse Robotics
SAP Warehouse Robotics ist die Integrationslösung der SAP für AMR im Zusammenspiel mit SAP EWM. Die Lösung SAP Warehouse Robotics wird auf einer SAP BTP Plattform in der Cloud betrieben. Die Kernaufgaben von Warehouse Robotics ist die Planung und Optimierung der AMR.
Die Anbindung der AMR an SAP Warehouse Robotics kann direkt oder indirekt über einen herstellerspezifische oder herstellerunabhängigen AMR-Fleetcontroller erfolgen:
- Bei der direkten Anbindung kommuniziert SAP Warehouse Robotics mit jedem einzelnen AMR. Die AMR verfügen über einen, auf dem Gerät installierten, Computer. An diesem Computer wird aus SAP Warehouse Robotics die Aufgabe zur Ausführung übertragen. Der AMR führt die Aufgabe autonom aus, unabhängig von der bestehenden WiFi- oder Netzwerkverbindung. Durch die Nutzung von „K8 (Kubernetes) Edge“ können AMR verschiedener Hersteller integriert und durch SAP Warehouse Robotics orchestriert werden.
- Bei Einsatz eines herstellerspezifischen oder herstellerunabhängigen Fleetmanagers steuert dieser eine Gruppe von AMR. SAP Warehouse Robotics kommuniziert in diesem Szenario mit dem Fleetmanager, der für die Kommunikation mit den einzelnen AMR verantwortlich ist. Der Fleetmanager optimiert innerhalb der ihm zugeordneten AMRs und wählt den am besten für die Ausführung einer Aufgabe geeigneten Roboter aus.
AMR Fleetmanager und SAP EWM
Alternativ zur Integration der AMR über Warehouse Robotics ist eine direkte Anbindung eines Fleetmanagers an SAP EWM, z.B. über SAP EWM/MFS, möglich. Die Optimierung und Steuerung obliegt bei dieser Architektur dem Fleetmanager. Der Charme dieses Lösungsansatzes liegt in der einfachen IT-Architektur.
SAP EWM und AMR – Ein Projekt
Die Integration von AMRs in eine SAP EWM Umgebung muss genau geplant und definiert werden. Tiefes SAP-Prozess- und Integrationswissen ist eine Grundvoraussetzung für eine solche Konzeptionsarbeit.
Eine allgemeingültige Empfehlung für die AMR-Integration in eine SAP EWM-Umgebung kann nicht gegeben werden. Vielmehr muss projektspezifisch überlegt werden,
- welche Ziele mit der Nutzung von AMR erreicht werden sollen,
- wie die Prozesse gestaltet werden sollen,
- welche AMR eingesetzt werden sollen,
- wie die technische Infrastruktur aussehen soll.
Eine Empfehlung ist jedoch, mit einfachen Prozessen einen Prototypen aufzubauen und in die AMR-Nutzung einzusteigen. Mit den gesammelten Erfahrungen aus der Prototyp-Implementierung kann dann schrittweise ein Rollout auf weitere Prozesse und Lagerbereiche erfolgen.