[Abbildung: Anzahl der Mitarbeitenden bei befragten lagerbetreibenden und softwareanbietenden Unternehmen]
Obwohl der Faktor Mensch zuweilen oft stark unterschätzt wird, spielt eine flexible Arbeitsplatzgestaltung eine immer wichtigere Rolle. Forschungsreihen ergaben, dass eine langfristige Mitarbeitendenbindung Maßnahmen erfordert, die verstärkt auf individuelle Gegebenheiten eingehen. Optimierungsansätze müssen vor diesem Hintergrund etwa die Lagertopologie, das Artikelspektrum (z.B. Größe, Schwere der Artikel), die Personaldemographie und unternehmensspezifische Fluktuationsrate berücksichtigen. Eine Reihe an Faktoren bestimmt letztlich, zu welchem Grad technologische Ansätze auch eine tatsächliche Unterstützung für den individuellen Personalbestand bieten.
Bei einem Großteil der Logistikunternehmen besteht dagegen Handlungsbedarf. In unserer alternden, leistungsorientierten Gesellschaft werden in der Logistik kaum Maßnahmen lanciert, um die Mitarbeitendenplanung und -steuerung dediziert zu optimieren. Hilfreich sind Lösungen, die auch ergonomische Vorteile bieten und präventiv gegensteuern, um die Belastung seitens der Mitarbeitenden gering zu halten. Das kann bei einer flexiblen Pausengestaltung beginnen, geht in manchen Unternehmen aber auch bis zum Einsatz von Exoskeletten zur Unterstützung körperlicher Tätigkeiten im Umgang mit schweren Waren. Die ergonomische Arbeitsorganisation nimmt in unterschiedlichen Forschungsreihen des Instituts einen besonderen Stellenwert ein, da ein ganzheitlicher Ansatz vor allem langfristig auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden einzahlt.
Um die Ergonomie der Mitarbeitenden zu fördern, ist aber auch der Blick auf Technologieansätze sinnvoll. Hier sind beispielsweise Voice-Lösungen zu nennen. Diese vereinen eine Reihe Mehrwerte aus ergonomischer und auch prozessualer Sicht, indem sie ortsunabhängig verbales Feedback zurückspielen. Mehrsprachige Lösungen verringern Sprachbarrieren und verknüpfen technische Vorteile mit inklusiven Aspekten der Mitarbeitendenorganisation. Den individuellen Potenzialen und Einsatzgebieten von Kommissioniertechnologien geht das Fraunhofer IML im „Picking Lab“ gezielt nach, um im Test- und Simulationskontext verschiedene Kommissioniertechnologien auf die Probe zu stellen. Dort profitieren Forschung und Öffentlichkeit gelichermaßen, da auch Unternehmen Zugang erhalten, um Entwicklungen der Forschungspartner oder Eigenentwicklungen zu testen, um eine Entscheidungsgrundlage für die passende Hard- und Software in ihrem Kommissionierlager zu erhalten.
Doch auch hier gilt: Jedes Lager ist anders und bedarf angesichts der jeweiligen Umgebung individueller Lösungsansätze, dank derer Mitarbeitende langfristig unterstützt und gebunden werden. Ein Patentrezept gibt es nicht. Aspekte der Arbeitsplatzgestaltung und -organisation sollten bei der ganzheitlichen Betrachtung des Logistiknetzwerks allerdings nie außer Acht gelassen werden, um dem Faktor Mensch in der Logistik gerecht zu werden.